steinzeittag 2014kUnterricht zum Anfassen und Kekse aus der Lagerfeuerglut

Langwedel - Jahrtausende Jahre in der Zeit zurück gingen jetzt die 77 Kinder der drei fünften Klassen der Oberschule am Goldbach bei der Einführung zum Thema Steinzeit im Fach Geschichte. In Langwedel wurde das Leben unserer Vorfahren sogar handfest erlebbar. Konrektor Derik Eicke hatte den Museumspädagogen Dr. Jean-Loup Ringot aus Hambergen als Referenten verpflichtet.
Ohne drei Stunden Theorie geht aber auch dieser aktive Unterricht nicht. Ringot berichtete von der Altsteinzeit vor 2,5 Millionen Jahren, in der die Menschen als Nomaden lebten und sowohl Jäger als auch Sammler wurden. In dieser Zeit entstanden die ersten Steinwerkzeuge. Dann ging er über zur Jungsteinzeit mit der Entwicklung von Jäger zu Sammlerkulturen. Die Menschen wurden vor 12000 Jahren zu sesshaften Bauern, die Ackerbau und Viehzucht betrieben und die ersten Gefäße aus Keramik schufen.

Dr. Jean-Loup Ringot hatte Pfeil- und Speerspitzen, Faustkeile, Äxte und Schaber mitgebracht, die er teilweise auch selbst hergestellt hat. Und den zweiten Teil des Unterrichts verbrachten die Kinder auf dem Sportplatz, um zu lernen, wie vor Tausenden von Jahren gearbeitet und gelebt wurde. Das machte den Kindern unheimlich viel Spaß, denn sie erfuhren nicht nur, welche Geräte die Menschen bereits erfunden hatten wie den Bohrer und die Speerschleuder. Alles konnte auch selbst ausprobiert werden. Vor allem die Jagdtechniken wie Bogenschießen und Speerwerfen begeisterten die Kinder.
Doch zunächst versammelte Ringot die Kinder im Kreis um sich herum und fragte sie, ob sie denn schon einmal richtigen Hunger gehabt hatten. Klar!
Doch was ist mit dem Jungen, der den Bürgerkrieg in Sarajewo miterlebte und in den Wald floh, wo er sich von den Früchten des Waldes ernähren musste? „Der hat ein wirkliches Hungergefühl gehabt“, so Ringot.
Dann versuchte er die Kinder zu sensibilisieren. Ein Mädchen spielte eine 18-jährige junge Mutter mit drei kleinen Kindern. Während die Männer auf Jagd gingen, sammelten die Frauen Körner, um Nahrung für die Kleinen herzustellen. Wenn die Schalen halbvoll waren, gab es oft Hunger. Es gab aber auch fruchtbare Zeiten, in denen die Schalen voll wurden. Dazu hatte Ringot eine kleine Geschichte zu erzählen: Ein Mann kommt verletzt von der Jagd zurück und fragt die Frau, wo denn die übrig gebliebenen Körner sind. „Ich habe sie weggeschmissen“, sagt die Frau. „Du bist die dümmste Frau der Welt“, schimpft der Jäger. Aber nach einem Jahr wuchsen aus den weggeworfenen Körnern neue Pflanzen und die Frauen hatten wesentlich höheren Sammlererfolg. Da lobte der Mann seine Frau: „Du bist die klügste Frau der Welt.“
Vielleicht haben so die Menschen den ersten Schritt aus der Zeit der Jäger und Sammler zu sesshaften Bauern gemacht.
Ringot erklärte, wie man Weizen zu Mehl mahlt und Haselnüsse zerkleinert. Per Hand und mit einem Mahlstein eine mühsame Arbeit.
Dann konnten sich die Kinder im Speerwerfen messen. Ringot zeigte den Kindern eine Armverlängerung, mit deren Hilfe der Speer noch weiter fliegt. Aus Birkenrinde wurde ein Musikinstrument gebaut und schließlich ging es an das Backen von Keksen.
Aus einem Leinensäckchen holte Ringot gemahlenes Mehl, das er mit Haselnüssen, Fenchel, Pfefferminz und Honig mischte und mit Wasser verknetete. Aus dem Teig wurden Plätzchen geformt, die zum Backen auf die Glut eines kleines Lagerfeuers gelegt wurden. Jetzt konnten sich auch die Eltern, die inzwischen gekommen waren, davon überzeugen, wie gut Steinzeitkekse schmecken.
Das Modell des aktiven Unterrichts wolle die Oberschule in jedem Jahr für die 5. Klassen anbieten, erläuterte Derik Eicke. Hier geht es nämlich nicht nur um lebendige Wissensvermittlung. Die Mädchen und Jungen lernen sich bei dieser Gelegenheit in ihrer neuen Schule auch untereinander besser kennen. hu

(Quelle: Verdener-Aller-Zeitung am 17.10.2014)

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