juniorwahl kLangwedeler Zehntklässler schicken ihren Mitschüler zur Stimmabgabe

Langwedel - Von Jens Wenck. „Juniorwahl?“ Was soll das denn sein? Auf alle Fälle mal ein Schulprojekt, bei dem man die kommende Bundestagswahl im Auge hat. Gewählt wird im September nämlich auch von den 9. und 10. Haupt- und Realschulklassen der Oberschule am Goldbach.

Aber zählen die Stimmen der 15- und 16-Jährigen beim Ausgang der Wahl?

Tun sie nicht. Schließlich gilt in Deutschland erst das Wahlrecht ab 18 Jahren. Aber die „Juniorwahl“ ist ein von den Kultusministerien gefördertes Projekt, mit der sich Demokratie lernen lässt. „Das gibt es seit 1999 in Deutschland, in den USA schon länger, auch in den Grundschulen“, erklärt Selina Herfurth. „Wir machen das hier das erste Mal“, fügt Sara Kassen an.

Die beiden gehören zur Profilklasse „Wirtschaft“ der Oberschule. „Im Unterricht bereiten die Lehrer auf die Wahl vor. Die Wahl selbst organisieren wir Schüler.“

Seit Jahren nimmt die Wahlbeteiligung ab. „Wir wollen Wahlen für Jugendliche attraktiver gestalten. Da ist die Juniorwahl ein gutes Mittel“, findet Henrik Volk. „Es ist spannend, wie die Wahl hier wohl ausgehen wird“, meint sein Kollege Sebastian Adam.

Die 10. Klässler müssen für ihre Kollegen ein Wählerverzeichnis erstellen, dann werden Wahlbenachrichtigungen verschickt. Ihre Kreuzchen machen die jungen Langwedel dann auf Original-Stimmzetteln. „Den gleichen wie bei den Erwachsenen.“ Nur das bei der Juniorwahl ein großes „Muster“ drauf gestempelt ist.

Für die Schulen, die sich an dem Projekt beteiligen, gibt es nicht nur die zu ihrem Wahlkreis passenden Stimmzettel, sondern auch Wahlurnen und das ganze Drumherum. Wählen wollen die Schüler wie ihre Eltern im Langwedeler Rathaus. Die Hauptschüler gehen am 13. September an die Urnen, die Realschüler am 16. September. In diesem Jahr nur die 9. und 10. Klassen. „Die Stimmen von Haupt- und Realschüler werden aber zusammen gezählt“, macht Sara Kassen klar. Dass hier man keine Missverständnisse aufkommen. Wenn das Projekt ankommt, könnte man beim nächsten Mal auch die 7. und 8. Klässler mit wählen lassen. „Wir gehen nach dem Projekt nochmal rum und fragen.“

„Ausgezählt wird allerdings erst nach der Bundestagswahl am 20. September“, so Derek Eicke, stellvertretender Schulleiter und Chef der Profilklasse Wirtschaft. „Es soll sich schließlich niemand irgendwie in seiner Wahlentscheidung beeinflusst fühlen.“

Dass Wahlprojekt sieht der Pädagoge gut vorbereitet, die Unterstützung aus Hannover ist gut. „Das ist schon toll organisiert und für jede Schule machbar.“ Die Lehrerinnen und Lehrer saßen in den Sommerferien zusammen, besprachen ihre Fahrpläne für die Wahlen im September.

Wie schon gesagt, die Durchführung der Wahl liegt ganz konkret bei den Schülern. „Wir erklären noch in den Klassen, wie das läuft, sind Wahlhelfer“, erläutert Florian Kühn. „Das wird schon spannend, wie die Wahl abläuft, wie alles funktioniert“, findet Max Fiedler. Auch auf die Wahlbeteiligung ist man gespannt. Schließlich gibt es wie in echt keine Wahlpflicht.

Tatsächlich habe man aber in Wahlbezirken, wo an Schulen vorher eine „Juniorwahl“ organisiert wurde, beobachtet, dass die Wahlbeteiligung allgemein stieg, so Derek Eicke. „Die Kinder fragen dann zuhause, löchern ihre Eltern, da kommt was in Gang.“

Nun bleibt eine „Juniorwahl“ trotzdem eine Trockenübung. Würden da nicht gerade die jungen Frauen und Männer aus der Profilklasse das Wahlrecht mit 16 gut finden? Haben ja schon Politiker vorgeschlagen.

Kurzes Nachdenken. „Beser ist das, sich erst einmal eine Meinung zu bilden“, findet Henrik Volk und erntet Zustimmung im Rund. „Das Wahlrecht ab 18 ist sinnvoller.“

(Quelle: VAZ vom 16.08.2013)

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