Realschüler bekamen das Thema Organspende emotional vermittelt: Betroffene berichteten von ihrem Glück, ihrem Leiden

Langwedel - Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, als Sigrid Meyer-Klein und Florian Körte über ihre Erkrankungen, über Organspende und Transplantation in der Realschulklasse 9a sprachen. Die eingeladenen Gäste berichteten über ihre eigene Situation.

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Im Unterricht bei Biologie- und Religionslehrerin Walburga Körn hatte Meyer-Kleins Sohn Enrico ein Referat zum Thema Organspende gehalten und damit den Anstoß gegeben. Der Schüler war gerade mal acht Jahre alt, als bei seiner Mutter die Diagnose Riesenzell-Myokarditis, eine Herzmuskelentzündung, gestellt wurde, die eine Transplantation erforderte. So klärte er in seinem Referat über Daten und Fakten zum Thema Organspende auf und regte damit seine Mitschülerinnen und Mitschüler nicht nur dazu an, sich mit diesem ungewohnten Terrain auseinander zu setzen, sondern brachte auch eine Diskussion in mancher Familie ins Rollen.

„Nachdem Enrico darüber berichtet hatte, habe ich zuhause mit meiner Mutter über das Thema gesprochen“, erzählte eine Schülerin. „Bisher haben wir uns einfach wenig Gedanken darüber gemacht, was eine Organspende überhaupt bedeutet. Es hat uns ja nie betroffen.“
Damit brachte sie die Problematik recht genau auf den Punkt, wie sich in der weiteren Diskussion herauskristallisierte. Sigrid Meyer-Klein sprach ebenso offen wie emotional über ihre Erkrankung, ihr Vertrauen in die Ärzte, die Dankbarkeit, ein neues Herz bekommen zu haben und dem damit für sie wichtigsten Punkt: Das Glück, ihren Sohn aufwachsen sehen zu dürfen. Verständlich, dass an dieser Stelle nicht nur Meyer-Klein, sondern alle in der Klasse schwer schlucken mussten.
Der weitere Gast, Florian Körte, sprach über sein Leben mit kaum noch funktionstüchtigen Nieren, seinen Umgang mit der Dialyse und die Einschränkungen, die das Leben in Abhängigkeit von Maschinen mit sich bringt. Nichts desto trotz strahlte der 40-Jährige dabei auch die Zuversicht aus, eines Tages eine Spenderniere zu erhalten. Doch die Wartelisten sind nun einmal lang.
Die Fragen der Schülerinnen und Schüler an die Gäste waren ebenso vielfältig wie auch sensibel, oftmals geradezu vorsichtig, um Florian Körte und Sigrid Meyer-Klein nicht zu nahe zu treten. Für jeden im Raum war es spürbar: Bei diesem Thema geht es um Leben und Überleben, und eben auch um den Tod. „Deshalb ist es wichtig, sich dann damit zu beschäftigen, wenn es einen noch nicht betrifft“, stellte Sigrid Meyer-Klein fest.

(Quelle: VAZ 14.12.2010)

 

 

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