Was ist los an der Oberschule am Goldbach?
Oberschule Langwedel wird digitaler
Langwedel – „Wir haben eine Idee von Schule“, sagt Rolf Bartels. Die neue Oberschule am Goldbach in Langwedel ist mit Gebäude und Technik für die Umsetzung der Idee wie gemacht. Selbstverantwortliches und offenes Lernen über Alters- und Klassengrenzen hinweg soll es zum Beispiel geben. Der Siebtklässler soll den Zehnklässler in der Lernzeit um Hilfe fragen können.
„Da hat uns Corona bisher einen gehörigen Strich durch gemacht“, so Schulleiter Bartels. Auch darum startet die Oberschule ein großes Pilotprojekt: Der komplette Jahrgang 7 wird im kommenden Schuljahr mit Tablets ausgestattet – und wird damit auf eine neue Stufe des Lernens steigen.
„Digitalisierung“ war in Langwedels moderner Schule ohnehin Thema. „Aber Corona hat da noch mal das Brennglas drauf gerichtet“, sagt Andreas Kowalzik. „Wir haben uns in der Coronazeit gut aufgestellt. Wir haben unsere Stärken gesehen, aber auch, wo noch Entwicklung drin ist.“ In der Folge stellten sie am Goldbach das Thema ganz nach vorne, aus dem Kollegium bildete sich eine „digitale Steuergruppe“ zwecks Vorbereitung, was man tun kann und will. „Die Frage dabei war: Wie können wir mit digitalen Mitteln unsere Idee von Schule weiter umsetzen?“, erklärt Rolf Bartels die Ausgangslage vor dem Hintergrund des Langwedeler Anspruchs, die Schülerinnen und Schüler bestmöglich nach deren jeweiligen Fähigkeiten auf eine moderne Arbeits- und Lebenswelt vorzubereiten.
Für die zukünftigen Siebtklässler und ihre Eltern bedeutet das nun konkret: Sie müssen sich ein iPad nebst Zubehör auf eigene Kosten anschaffen. Ratenzahlungen sind ebenso möglich wie finanzielle Hilfen. Die Geräte sind zwar speziell für den Einsatz an der Schule und im Unterricht ausgestattet, sind aber auch privat nutzbar und gehören den Familien. Wobei, eine Einschränkung gibt es: Bei den iPads sind während der Zeit ihres Einsatzes an und für die Oberschule die Daddel- und Filmeguckmöglichkeit gesperrt. Nach Schulschluss geht alles wieder.
Nun ist mit den iPads ausdrücklich nicht geplant, dass die zukünftigen Siebtklässler jeder für sich allein zum Lernen hinter dem Gerät verschwinden. „Kollaboratives Arbeiten“ wird ausdrücklich angestrebt. Was gerade auch die klassische Gruppenarbeit meint. Das gemeinsame Lernen, ein wichtiger Aspekt in der Schule am Goldbach solle auf keinen Fall verloren gehen, so Rolf Bartels.
Allerdings gehe es auch schon darum, ein neues Lernmanagement einzusetzen. Das heißt in einigen Bereichen, dass in dem Pilotprojekt viele Dinge aus dem analogen Bereich in den digitalen verfrachtet werden, auch Bücher. Ein weiteres Beispiel: An der Oberschule in Langwedel bekommen die Kinder schon lange auf ihre Fähigkeiten abgestimmte Arbeitspläne. Deren Befolgung und Einhaltung haken die Schülerinnen und Schüler in ihrem Logbuch ab.
An dieser Stelle sollten die jungen Leute zu wissen bekommen: Beim Logbuch konnten eure Eltern nicht wirklich kontrollieren, ob ihr eure Aufgaben tatsächlich erledigt habt. Beim Logbuch auf dem iPad geht das schon, da haben eure Eltern einen viel besseren Einblick. Wenn sie wollen. Zaubern können die Tablets aber nicht: Damit lernt man nicht automatisch erfolgreicher. Und der Unterricht wird auch nicht automatisch besser. Dafür dürft ihr euch auf eurem Lernpfad ganz offiziell mit dem Tablet digitale Hilfe suchen und Erklärvideos gucken.
Bei aller Digitalisierung: Selbstverständlich wird in Langwedel auch in Zukunft noch ganz altmodisch „normal“ unterrichtet. Je nach Fachgebiet mal mehr, mal weniger. „Der Frontalunterricht ist nicht tot“, sagt Rolf Bartels.
Aber man schafft sich mit der Technik viel mehr Möglichkeiten. „Wir arbeiten trotzdem noch mit analogen Büchern“, versichert Daniel Noltemeyer. Das kommende Schuljahr werde in den Siebten ein „hybrides Modell“ sein. „Wir werden herausfinden, ob und wie es läuft – und entsprechend reagieren“, sagt Noltemeyer.
„Wir müssen schon richtig steuern und die Sache selbst in die Hand nehmen“, sagt Andreas Kowalzik und sein Schulleiter fügt an, warum sie das überhaupt erst können: „Wir haben einen tollen Träger, eine toll ausgestattete Schule, in der das auch wirklich geht.“ Mit dem „Träger“ meint Rolf Bartels die Gemeinde.
Von Jens Wenck