Was ist los an der Oberschule am Goldbach?
Langwedel: Die Wildnis hinter der Oberschule
Langwedeler Jugendliche kümmern sich um Artenvielfalt
Schülerinnen und Schüler der Oberschule am Goldbach in Langwedel haben sich auf Projekt zur Artenrettung gestürzt. Hier spielt nicht nur ein selbst gebautes Insektenhotel eine Rolle, sondern ausgerechnet ein neu gebautes Regenrückhaltebecken. Das wurde in Langwedel innerhalb eines Jahres zu einer echten Überraschung.
Langwedel – Die Wildnis fängt gleich hinter der Turnhalle, hinter dem Zaun an. Auch wenn das offiziell ein Regenrückhaltebecken ist. Aber gehen wir erst einmal zurück auf Start, fragen wir die Fachleute, was denn hier am Goldbach, am Rande des Geländes der Oberschule Langwedel vor sich geht.
„Wir hatten ein Expertengespräch mit Herbert Feder vom Nabu. Nach dem ersten Lockdown“, berichtet Baran gestern an Ort und Stelle. „Wir“ – das war der WPK Politik der Oberschule. Die Mädchen und Jungen wollten sich am jährlichen Bundeswettbewerb politische Bildung beteiligen. Auch in diesem Jahr standen mehrere Themen zur Auswahl. Die jungen Langwedeler entschieden sich für das Feld „Aktion Artenrettung“ und nahmen sich unter dem Titel „Artenvielfalt – Artensterben“ des Themas an.
„Wir haben gefragt, was in Langwedel kurz vor dem Aussterben ist“, berichtet Baran weiter. „Kiebitze, Rebhühner und Wildbienen“, zählt Eliza auf. Von den wilden Bienen soll es immerhin 55 Arten geben, hat der Nabu-Mann Feder erzählt.
„Wir wollten was machen. Wir haben dann gefragt, was können wir tun?“, erklärt Lennox. „Ein Insektenhaus bauen“, lautete der Vorschlag von Herbert Feder. Und der wurden angenommen.
„Das Tolle ist ja, da haben sich gleich vier, fünf Leute gemeldet, die gesagt haben: Wir bauen das“, so Lehrer Derik Eicke. Mittlerweile hat die Klasse 8a das Projekt übernommen. In Coronazeiten wurden die Kurse aufgelöst, die Kinder werden wieder in Klassenverbänden unterrichtet. Was der Begeisterung für das Projekt Artenvielfalt keinerlei Abbruch tut.
Herbert Feder hatte Anschauungsmaterial, wie so ein Insektenhotel optimalerweise aussehen soll. Die Jugendlichen haben sich das angeguckt, eigenständig überlegt und diskutiert, wie sie bauen wollen – und gemacht. „Die andern haben Kleingruppen gebildet und unter anderem das Material besorgt. Auch sehr eigenständig. Absolut super. Und das für eine achte Klasse“, sagt Pädagoge Eicke.
Nun ist das Bienen-Insekten-Haus offensichtlich noch nicht ganz fertig ... Das wird es in diesem verrückten Schuljahr aber garantiert noch. Wo soll es denn nachher hin? Vorne vor die Schule, wo es jeder sehen kann?
Uwe Dammann, Bauingenieur der Gemeinde und in den vergangenen Jahren auch noch für die Oberschule zuständig, weiß einen exquisiten Platz: das neue Regenrückhaltebecken der neuen Oberschule. Im Ernst. Und dafür hat Mutter Natur ganz allein gesorgt.
Das Becken hinter der Turnhalle nahe am Goldbach war fertig. Ein paar Mal lief Wasser hinein, versickerte wie es sollte – und wurde ansonsten sich selbst überlassen.
„Und dann, so eine Artenvielfalt, nach nur einem halben Jahr“, sagt Uwe Dammann. Blumen, Gräser, Lampenputzer – alles Mögliche hatte sich wild ausgesät und reichlich Insekten angelockt. „Bienen, Libellen. Einfach toll.“
Hier soll das Bienenhaus bald stehen, im Sommer kann gern ein weiteres hinzukommen. Die Fläche wollen Gemeinde und Schule weitestgehend sich selbst überlassen, gern weiter beobachten. Im Frühjahr werden allerdings die Kollegen vom Bauhof anrücken und eventuelle aufgelaufene unerwünschte Bäume aus dem Regenrückhaltebeckenbiotop holen. Das sieht dann eben alles ein bisschen wild aus, soll aber auch so sein. Man könnte ja mit den Schülern noch ein entsprechendes Hinweisschild aufstellen, überlegt Derik Eicke.
„Vor der Schule wollen wir noch eine Wildwiese aussäen“, fügt Jo-Anna noch an. Das sei schon in den Planungen für die Außenanlage mit drin gewesen, sagt Bauingenieur Dammann. Wenn man mit dem Rücken zur Großen Straße steht: Rechts vor die Schule soll die Blühwiese hin. Durch das Engagement der Jugendlichen soll sie nun größer werden, als ursprünglich geplant – so 500 Quadratmeter. „Da arbeiten wir mit der Firma Wilkens zusammen“, so Jo-Anna. Als Ralf Storjohann von dem Projekt hörte, habe er seine Hilfe angeboten und wolle nun im Frühjahr die entsprechende Saat spenden.
(Quelle: Verdener-Aller-Zeitung vom 16.12.2020)