Langwedel - Von Jens Wenck. Schule in den Zeiten von Corona? Sind das einfach nur vorgezogene und verlängerte Osterferien? Sind es nicht. Auch an der Oberschule Langwedel nicht. Seit dem 16. März sind in Niedersachsen die Schulen zwangsweise geschlossen. „Wir haben es ja kommen sehen“, sagt Oberschulleiter Rolf Bartels. Schon vor zwei Wochen habe die Schulleitung die Kolleginnen und Kollegen gebeten, ihren aktuellen Lehrstoff zu digitalisieren – um die Kinder über das interne Schulnetz iServ beschulen zu können.

„Wir haben die Materialien geklärt, die Möglichkeiten mit den Kindern abgesprochen“, so Bartels. „Und welche Fächer verpflichtend sind.“ Die Mädchen und Jungen haben etliche Bücher und Unterrichtsmaterial mit nach Hause geschleppt. Als dann am Freitag, 13. März, die Weisung aus Hannover kam, haben wir uns zunächst für fünf Wochen verabschiedet. Und viele Kolleginnen und Kollegen ins Homeoffice verabschiedet.“

Aber neben Rolf Bartels kommen unter anderem auch sein Stellvertreter Derik Eicke und Andreas Kowalzik in die Oberschule nach Langwedel. „Über iServ haben wir recht viele Möglichkeiten“, sagt Kowalzik. Da lassen sich nicht nur viele Dateien ablegen, es gibt Klassenordner und einen Messenger, in dem sich Schüler und Lehrer in Echtzeit eins zu eins oder in Gruppen austauschen können. „Viele nutzen auch das Forum.“ Dabei gibt es keine feste Vorgehensweise. „Jeder macht es auf seine Weise, um weiter arbeiten zu können“, so Kowalzik. Immerhin sind rund 50 Lehrerinnen und Lehrer für 465 Oberschülerinnen nicht mehr in den gewohnten Lehrräumen unterwegs.

Die bereits erwähnten Pflichtfächer sind Deutsch, Mathematik und Englisch. Was aber auch nicht ausschließt, dass sich eine Kollegin um Kunst und Musik kümmert. „Wir hatten auch schon Rückmeldungen von den Eltern. Die waren überwiegend positiv“, berichtet Rolf Bartels. „Jubelgeschrei von den Kindern habe ich keines gehört“, so der Schulleiter.

„Ich schon“, wirft Andreas Kowalzik ein. Ihn habe einer seiner Schlagzeuger angerufen und eindrücklich nachgefragt, wo denn seine Noten blieben.

„Eigentlich ist das wie der Alltag an der Schule“, überlegt Bartels. „Auch da sind unsere Einflussmöglichkeiten nicht immer umfassend.“ Es gilbt Schüler, die legen sich freiwillig ins Zeug, es gibt welche, die sind nicht so arbeitsintensiv unterwegs. Es gibt Eltern, die kümmern sich sehr um die schulische Arbeit ihrer Kinder. Es gibt welche, die engagieren sich nicht so stark.“

Die Frage für alle ist, wie geht es nach der Schulschließung weiter. Ziel des Kollegiums der Oberschule am Goldbach: „Wir wollen mit so wenig Lücken wie möglich aus dem Schuljahr raus. Die nimmt man nämlich immer weiter mit“, sagt Chef Bartels.

Derik Eicke hat seiner siebten Klasse einen ganzen Aufgabenkatalog mitgegeben. Bei iServ ist zur Sicherheit noch einmal hinterlegt, was am besten wann zu machen ist. Da gibt es Fristen, wann der Lehrer die bearbeiteten Matheaufgaben zur Korrektur haben will. Die Lösungen können die Kinder mit dem Handy abfotografieren, Eicke überprüft die Lösungen, gibt Rückmeldung – und ist in der Woche tagsüber zu bestimmten Zeiten für seine Schülerinnen und Schüler erreichbar.

Man habe sich auf diese Art von Unterricht „in weiser Voraussicht“ in den Fachkonferenzleitungen, in Dienstbesprechungen, vorbereitet, sagt Andreas Kowalzik. „Wir haben überlegt, wie man das zu Hause machen kann.“

Man betrachte die aktuelle Situation auch als Testphase unter dem Stichwort Digitalisierung, erläutert Kowalzik: „Das ist auch ein Blick in die Zukunft: Wie kann das funktionieren?“

Ein bisschen sorgt die Situation auch dafür, dass man in Langwedel sein Augenmerk auf Dinge richten kann, die sonst vielleicht etwas kürzer kommen: Arbeitspläne oder Gesundheitsmanagement, zum Beispiel.

Und, man mag es in diesen Zeiten kaum sagen: Dann sind auch die Fachleitungen in der Oberschule, um den Umzug ins neue Gebäude vorzubereiten.

Was dem Langwedeler Führungstrio noch ganz wichtig zu sagen ist: Alle Schulen hätten sich in ähnlicher Art und Weise auf den Weg gemacht. „Überall wurden die Kinder mit Aufgaben versorgt“, so Rolf Bartels. Auch in den Grundschulen gab es etwas mit nach Hause. „Und mal ganz ehrlich: So entlastet Schule auch Familie und Eltern“, findet Derik Eicke.

Sehr schön.

Anmerkung

Das Interview haben wir mit einer Telefonkonferenz gemacht. Jetzt bräuchte die Zeitung aber noch ein Foto. Mittags könnte der Reporter vorbeikommen ... „Och. Lassen Sie man. Das ist gar nicht nötig. Wir machen selber eins und schicken ihnen das dann zu.“

(Quelle: Verdener-Aller-Zeitung vom 24.03.2020) 

Go to top