Langwedel – Im September haben sie losgelegt, im November ein Experteninterview nach dem anderen geführt. Die Gespräche wurden ausgewertet, die Videomitschnitte bearbeitet. Das Endergebnis packten sie auf einem einzigen Plakat zusammen. Was zum Einen nicht einfach war, zum Anderen auch die Verbindung zum Internet herstellt. Die Klasse 10c der Oberschule am Goldbach ist fertig mit „Die Gasförderung im Flecken Langwedel – Fluch oder Segen?“.

„Wir wollten ein Projekt machen und waren schnell beim Thema Fracking“, erzählt Nils Musold. Schließlich wohnen und leben alle in einer Region, in der seit Jahren Erdgas gefördert wird. Mit spürbaren Folgen. „Viele haben selbst Schäden an ihren Häusern. Da wollten wir mehr erfahren“, so Lena Traichel. Für die Schäden an den Häusern werden Erdbeben verantwortlich gemacht, die durch die Erdgasförderung hervorgerufen wurden.

 „Da sind wir auch schnell darauf gekommen, dass nicht Fracking, sondern die Erdgasförderung das Hauptthema ist“, sagt Ema Aldag.

Erst einmal versuchten sich die Schülerinnen und Schüler selbst schlauzumachen. Auf dem Langwedeler Markt haben sie mit der Bevölkerung über das Thema gesprochen. Einen Katalog mit zehn Fragen zum Thema haben sie erarbeitet – und dann Leute für ein Interview in die Schule eingeladen. Und keiner hat abgesagt. Gekommen sind Langwedels Bürgermeister Andreas Brandt, Andreas Noltemeyer und Sigrid Meyer-Klein von diesen hiesigen Bürgerinitiativen gegen Fracking und Gasföderung, der Bundestagsabgeordnete Andreas Mattfeldt (CDU), die Landtagsabgeordnete Dörte Liebetruth (SPD) und Heinz Oberlach, Pressesprecher der DEA Deutsche Erdoel, die mit ihrem Förderbetrieb in Schülingen das hiesige Erdgasfeld ausbeutet. Alle bekamen die gleichen Fragen gestellt, man wollte vergleichen können.

„Eigentlich waren so gut wie alle dagegen. Gegen die Erdgasförderung. Wegen der Gefahren für das Trinkwasser, wegen der Schäden durch die Erdbeben waren sich dann alle einig: Sie wollen keine Erdgasförderung in dicht besiedelten Gebieten“, berichtet Helene Hartgen.

Dass das bei Heinz Oberlach anders sein würde, war den Zehntklässlern klar. „Das Spannende dabei war vorher: Wie stellt er das dar?“, sagt Nils Musold. Auch dieses Interview war gut, finden die Sprecher der 10c. Aber überzeugt hat der DEA-Mann nicht. Nach der Auswertung von Pro und Contra haben sich die junge Leute ihre eigene Meinung gebildet: Hier ist die Gasförderung ein Fluch.

Wie die Oberschüler zu ihrer Meinung gekommen sind, kann man mit ihrem Plakat nachvollziehen, indem man die Texte liest. Und wer ein Handy hat, das QR-Codes lesen kann, der bekommt die Interviews und eine Erklärung zum Thema Fracking als Youtube-Videos auf sein Mobiltelefon.

„Die Videos hochzuladen und mit den QR-Codes zu verknüpfen ging erstaunlich schnell, das war eine Sache von drei Minuten“, sagt Klassenlehrer Derik Eicke. Er hat bei dem Projekt nach eigenen Angaben nur „strukturierend“ eingegriffen. „Dann läuft das in dieser Klasse sehr eigenständig.“ Eines ist aber auf seinem Mist gewachsen: Die 10c hat ihr Projekt beim Wettbewerb der Bundeszentrale für politische Bildung eingereicht. Da haben Langwedeler Oberschüler schon einmal etwas gewonnen. Einen Hauptpreis, eine Klassenreise nach Berlin. Wie weit man dieses Mal kommt, wird man Ende Januar, spätestens aber im Februar erfahren.

Quelle:Verdener-Aller-Zeitung vom 11.01.19, Autor: Wenck)
Weblink: https://www.kreiszeitung.de/lokales/verden/langwedel-ort120521/langwedeler-oberschueler-arbeiten-einem-projekt-bilden-sich-ihre-meinung-11114670.html

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