An der Langwedeler Oberschule soll ein erarbeitetes Rhythmisierungs-Konzept ein besseres Fordern und Fördern der Schüler ermöglichen. Unter anderem wird sich die Länge der Unterrichtsstunden ändern.

Eine Schulstunde dauert 45 Minuten. Eingeführt wurde diese Länge vor mehr als hundert Jahren in Preußen und hat sich sodann im gesamten Bundesgebiet etabliert – und fast flächendeckend auch noch bis heute Bestand. Dabei hat die heutige Art der Beschulung zweifelsohne mit jener der früheren preußischen Einrichtungen nicht mehr viel gemein.

Und so ist es dringend an der Zeit gewesen, diese Rhythmisierung zu überdenken, befand die Langwedeler Oberschule am Goldbach. „Der 45-Minuten-Takt ist nicht der richtige“, betont Andreas Kowalzik, didaktischer Leiter der Schule. Eine Steuergruppe hatte daher Anfang 2017 damit begonnen, ein neues Konzept zur Rhythmisierung zu entwickeln: Mit dem Resultat, dass ein Stundenblock an der Oberschule in Langwedel ab dem kommenden Schuljahr 75 Minuten dauern soll.

Am Schulbeginn um 7.45 Uhr und am Unterrichtsende um 13.10 Uhr beziehungsweise um 15.25 Uhr wird sich nichts ändern. Konkret bedeutet die neue Schulstundenlänge für den Stundenplan aller Jahrgänge, dass es am Tag drei beziehungsweise vier dieser 75-Minuten-Blöcke gibt. Da im Vergleich zu den bisherigen Doppelstunden mit insgesamt 90 Minuten zwischen den Pausen somit am Vormittag drei mal eine Viertelstunde an Zeit gewonnen wird, kann diese anderweitig genutzt werden. Und zwar für die sogenannte Lernzeit, die es jeden Schultag für 45 Minuten am Stück geben soll. „In dieser Zeit sollen die Schüler individuell lernen und können besser gefordert und gefördert werden“, erklärt Yasmin Seebeck von der Steuergruppe den Gedanken. Unter der Begleitung und Beaufsichtigung von Lehrkräften arbeiten die Schüler in der Lernzeit einen Wochenarbeitsplan mit differenzierten Aufgaben eigenständig ab.

„Mit den Jahrgängen steigend wollen wir dabei die Eigenverantwortlichkeit erhöhen“, erklärt Kowalzik. Die Schüler müssen dabei das Geleistete stets dokumentieren. Nebeneffekt der Lernzeiteinführung: „Die Hausaufgaben sind damit hinfällig“, verkündet Schulleiter Rolf Bartels die gewiss für viele Schüler frohe Botschaft. Das führt gleichzeitig auch zu einer Chancengleichheit für alle Schüler, da zukünftig jeder diese Arbeiten unter den gleichen Bedingungen mit fachlicher Aufsicht erledigen kann. Die Art und Weise, inwieweit Schülern zuhause aus zeitlicher und fachlicher Sicht geholfen werden kann, sei schließlich sehr unterschiedlich. „Wir haben als Oberschule einfach eine sehr heterogene Schülerschaft“, berichtet Kowalzik. Deswegen sei es wichtig, den Lernprozess zu personalisieren und an die jeweiligen Bedürfnisse anzupassen.

Die nun geplanten Zeitänderungen sind dabei aber nur der neueste Baustein. Seit der Erstellung eines Leitbildes 2014 ist die Oberschule in einem stetigen Entwicklungsprozess. So wurden Kriterien für guten Unterricht erarbeitet oder Kompetenzraster erstellt. Schließlich ist es laut Kowalzik wichtig, die Kinder und Jugendlichen auch „über das Fachliche hinaus“ zu schulen, etwa wie man richtig lernt. Die Digitalisierung oder das Zeitmanagement seien weitere wichtige Stichwörter, wenn es um die Schaffung von zusätzlichen Kompetenzen geht.

Apropos Zeitmanagement: Zum neuen Rhythmisierungs-Konzept der Oberschule zählt neben dem 75-Minuten-Takt und der Lernzeit auch noch ein dritter Baustein: der gebundene Anfang. Zu Beginn jedes Tages haben die Schüler eine Viertelstunde Zeit, sich zu organisieren. Das heißt, sich auf den anstehenden Schultag vorzubereiten – natürlich auch unter Aufsicht der Lehrer. „Es gibt einfach Kinder, die haben Probleme sich zu organisieren“, erklärt Kowalzik, dass diesen dann während dieser Anfangszeit geholfen werden könne. Außerdem kann die Viertelstunde auch Raum für Beratung und persönliche Gespräche bieten. „Die Beziehungskultur soll im Mittelpunkt des Beginns stehen“, beschreibt es Seebeck.

Das letzte Wort bezüglich der geplanten Neuerungen hat Ende des Monats der Schulvorstand. Doch die Leitung und die Steuergruppe machen sich wenig Sorgen, dass das Konzept abgelehnt wird, schließlich stehe das Kollegium auch geschlossen dahinter. Am Schuljahresbeginn soll es dann zunächst eine Einführungsphase geben, in der sich die Schüler auf das neue Konzept einstellen können. Damit wäre die Entwicklung an der Langwedeler Oberschule aber noch lange nicht am Ende – zumal der Umzug in das neue Gebäude in den kommenden Herbstferien gewiss noch weitere pädagogische Entwicklungspotenziale mit sich bringt. „Wir sind ständig in einem Prozess, die Erneuerung wird nie aufhören“, betont Kowalzik.

Die Anmeldung für die neuen fünften Klassen an der Oberschule am Goldbach in Langwedel ist an diesem Donnerstag, 24. Mai, in der Zeit von 9 bis 13 Uhr sowie von 14 bis 18 Uhr im Sekretariat möglich. Mitzubringen sind Kopien des letzten Zeugnisses der 3. Klasse und des Halbjahreszeugnisses der 4. Klasse sowie die Geburtsurkunde zur Einsichtnahme. Eltern von Kindern aus den Grundschulen des Flecken Langwedel sollten darüber hinaus den ausgefüllten Anmeldebogenmitbringen. Weitere Infos finden Interessierte im Internet unter der Adresse www.oberschule-am-goldbach.de. Für Beratungen am Tag der Anmeldung steht die Schulleitung zur Verfügung.

(Quelle: Achimer Kurier vom 22.05.2018: https://www.weser-kurier.de/region/achimer-kurier_artikel,-oberschule-langwedel-fuehrt-75minutenstunde-ein-_arid,1732309.html, Autor: Von Marius Merle)

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