Was ist los an der Oberschule am Goldbach?
„Saufen und Rauchen sind nicht cool“
„Klarsicht“-Projekt der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zu Alkohol- und Tabakkonsum „packt“ Jugendliche Langwedel.
Unser größtes Ziel ist es, Jugendliche vom Komasaufen wegzukriegen“, betonte Ingrid Schmitt, Leiterin des Projekts „Klarsicht“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, beim Pressegespräch gestern im Langwedeler Rathaus. Im dortigen Bürgersaal durchliefen am Dienstag und Mittwoch 300 junge Menschen und auch interessierte Eltern einen interaktiven „Mitmach-Parcours“, in dem auf spannende Weise über die Wirkung und Gefahren von Alkohol und Tabak aufgeklärt wird.
Engagierte Moderatoren brachten den Schülerinnen und Schülern aus den siebten bis zehnten Klassen der Oberschule am Goldbach in Langwedel und zwei achten Klassen der Verdener Klaus-Störtebeker-Schule die Aktionen an den Lernstationen gruppenweise näher. Dabei wurden die Mitarbeiter der in Köln angesiedelten Bundeszentrale von Präventionskräften der Fachstelle für Sucht des Diakonischen Werks, der Caritas, des Vereins Sozialpädagogische Familien- und Lebenshilfe und der Polizei im Landkreis unterstützt.
Ein Höhepunkt unter den sieben Stationen des Parcours ist der „Drunk-Buster“, eine „Rauschbrille“, die einen Promillewert von 1,3 bis 1,5 simuliert. Damit sollen Jugendliche eine gestrichelte Linie entlang gehen – oder es vielmehr versuchen. Denn kaum ein Schritt traf die Linie, wie gestern im Bürgersaal zu beobachten war. „Klar im Kopf, aber betrunken im Blick“, könnte man diese „Ernüchterung auf ganzer Linie“ zusammenfassen. „Eine Erfahrung, die nachhaltiger ist als jeder eindringliche Vortrag“, urteilt die Bundeszentrale sicherlich nicht zu Unrecht.
Bei der Station „Talkshow“ entwickelten die Gruppen einen fiktiven „Problemfall“ zum Thema Rauchen oder Alkohol trinken. Das ging spielerisch mit Hilfe von vorgegebenen Piktogramm-Kärtchen vonstatten. Vorteil dabei: Ohne sich selbst „outen“ zu müssen, können gemeinsam Problemlagen analysiert, Handlungsmuster problematisiert und Lösungen diskutiert werden. Überhaupt setzt der Mitmach-Parcours stark auf Teamarbeit, die zum Beispiel auch bei Quiz- und Wissensfragen rund um die beiden legalen Drogen gefragt war.
Für Jugendliche seien schwere Krankheiten, wie etwa Krebs, als Folge von Alkohol- oder Nikotinmissbrauch „ganz weit weg“, merkte Kerstin Brüggemann, Sozialarbeiterin an der Oberschule, im Pressegespräch zu dem Projekt im Rathaus an. „Klarsicht“, das auf Initiative des Fördervereins „För use School“ nach Langwedel geholt wurde, biete mit den eingeflossenen Erfahrungen von jungen Menschen, ihrem „Expertenwissen“, einen praxisnahen Ansatz.
Dadurch falle für Schülerinnen und Schüler bei diesem heiklen Thema die Hemmschwelle weg, hat Kreisjugendschutzbeauftragte Heike Nodorp beo-bachtet. „Die Jugendlichen fühlen sich ernst genommen. Der Präventionsgedanke ist bestens verwirklicht“, lobte Kreisjugendpfleger André Nickel den Parcours. „Die Vorbeugung beginnt und endet natürlich zu Hause“, merkte Bürgermeister Andreas Brandt an.
„Unser Ziel ist es, mündige und starke Schüler zu entlassen“, sagte Rolf Bartels, Leiter der Oberschule. „Klarsicht“ biete dazu einen Stützpfeiler. „Hoffentlich bleibt bei allen nach diesen 90 Minuten im Mitmach-Parcours etwas hängen“, meinte Ingrid Schmitt.
Bei Melisa auf jeden Fall. „Man sieht hier: Alkohol ist nicht cool“, lautete das Fazit der Schülerin aus der Klasse R9a. „Die negativen Seiten des Alkohols wurden heute deutlich.“ mm (Quelle Verdener-Aller-Zeitung vom 12.02.2015)