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Schüler analysieren Hosenfelds Rolle im Nationalsozialismus
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Im Seminar untersuchten Jugendliche der Oberschule am Goldbach anhand von Originalquellen die moralische Komplexität des Zweiten Weltkriegs.

Langwedel – Die Klasse 10b der Oberschule am Goldbach hat sich im Rahmen eines Geschichtsseminars mit der Biografie des Wehrmachtsoffiziers Wilhelm „Wilm“ Hosenfeld auseinandergesetzt. Bildungsreferent Karl-Friedrich Boese vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge leitete das Seminar mit dem Namen „Helden – Täter – Opfer“. Er stellte den Schülerinnen und Schülern zahlreiche Originalquellen wie Feldpostbriefe, Tagebucheinträge und Dokumente zur Verfügung. Boese ist besonders auf die Themen Nationalsozialismus und Holocaust, Projektmanagement, Seminarorganisation spezialisiert.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand vor allem die Frage, ob Hosenfeld als Täter, Opfer oder Held zu bewerten ist. Die Jugendlichen analysierten Hosenfelds Rolle zu Beginn des Zweiten Weltkriegs, als er überzeugter Nationalsozialist war, der in die SA eintrat und den Polenfeldzug unterstützte.

Im weiteren Verlauf des Krieges änderte Hosenfeld seine Haltung, nachdem er Zeuge der Gräueltaten an der polnischen und jüdischen Bevölkerung geworden war. Er half mehreren Menschen, darunter einem jüdischen Mann, einem gesuchten Priester und dessen Schwager.

Besonders bekannt wurde Hosenfeld durch die Rettung des jüdischen Pianisten Władysław Szpilman, dessen Geschichte später im Film „Der Pianist“ erzählt wurde. Nach Kriegsende geriet Hosenfeld in sowjetische Gefangenschaft, wurde trotz Fürsprache von Geretteten zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt und starb 1952 in sowjetischer Haft. „Ich war beeindruckt, wie sorgfältig die Jugendlichen die Quellen ausgewertet und die Informationen herausgearbeitet haben“, lobte Boese. In der Diskussion präsentierten die Schülerinnen und Schüler ihre Ergebnisse und diskutierten kritisch die moralische Komplexität von Hosenfelds Leben. „Die Diskussion war von einer bemerkenswerten Tiefe geprägt“, resümierte Boese.

Die Jugendlichen begründeten ihre Positionen mit direkten Zitaten aus den Quellen und zeigten laut Angaben von Boese, dass sie sich ernsthaft mit Fragen von Moral, Verantwortung und Zivilcourage auseinandergesetzt haben. Das Seminar bot den Teilnehmenden spannende Einblicke in die Zeit des Zweiten Weltkriegs und leistete einen wichtigen Beitrag zur historischen und politischen Bildung.

Quelle: Verdener-Aller Zeitung vom 09.10.2025

https://www.kreiszeitung.de/lokales/verden/schueler-analysieren-hosenfelds-rolle-im-nationalsozialismus-93975868.html