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„Handys aus!“ in Langwedel
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Oberschule am Goldbach hat mobile Endgeräte massiv eingeschränkt

Der Schritt ist drastisch: An der Oberschule am Goldbach in Langwedel müssen alle Handys den Schultag über ausbleiben beziehungsweise rigoros in Taschen oder Schränken verschwinden.

Handys an der Schule komplett verbieten? „Das dürfen wir nicht“, sagt Rolf Bartels, Rektor der Oberschule am Goldbach in Langwedel. Er hat sich rechtlichen Rat eingeholt, bevor die sie mit Beginn dieses Schuljahrs zur Tat geschritten sind und die Nutzung von Mobiltelefonen und artverwandten Geräten ganz massiv eingeschränkt haben. „Handy aus – Kopf an“ ist die Devise, der eine neue Handyordnung der Schule zugrunde liegt.

Die wurde eingeführt, weil massive Probleme sichtbar wurden, vor allem im Zusammenhang mit den sogenannten sozialen Medien. Natürlich haben sie den Themenbereich in der Schule behandelt, haben versucht, möglichen Missbrauch zu unterbinden. „Aber irgendwann war für uns nichts mehr kontrollierbar“, gibt Bartels unumwunden zu.

Um eine neue Schulordnung sei es gegangen, berichtet Andreas Kowalzik, quasi Digitalbeauftragter am Goldbach. Sauberkeit in der Schule, das neue Ernährungskonzept sollten dort hinein – und die überarbeitete Handyordnung. Die gibt es an der Oberschule bereits seit 2015, erstritten hatte sie sich die Schülervertretung, die eine Handynutzung an der Schule beantragt hatte. Genehmigt wurde: Keine Mobiltelefone für die Jahrgänge Fünf, Sechs und Sieben. Ab Jahrgang Acht war die Nutzung der Geräte in den großen Pausen erlaubt. Damit ist es jetzt vorbei.

„Es gab da eigentlich zwei Schlüsselerlebnisse“, sagt Rolf Bartels. Es gab da zwei Mädchen, die sich über die sozialen Medien auf das wirklich Übelste beharkt hätten – die sonst in der Oberschule überhaupt keinen Kontakt hatten. Dann war da eine Schulrauferei – die von den Umstehenden eifrig gefilmt wurde. „Bei einer Schlägerei filmt jeder“ bestätigt Can Luca Sekeryemez, einer der Schülersprecher. „Da werden gleich die Handys gezückt. Und dann gehen die Filme rum“, bestätigt Theo Siedenberg, der andere aktuelle Schülersprecher.

„Wir wollten wissen, was die Schülerinnen und Schüler denken und meinen“, erklärt Rolf Bartels, warum man sich die jungen Leute mit ins Boot geholt hat. Allein von oben herab wollte man die neue Handyordnung nicht befehlen. Aber als deutlich wurde, was da zum Beispiel an gewaltverherrlichenden Videos und anderen Dingen an der Schule herumgeht: „Da war das Maß voll.“

Seit dem neuen Schuljahr dürfen nur noch die Jahrgänge Neun und Zehn ihre privaten Handys benutzen: Nur in der Mittagspause, nur in einem festgelegten Bereich und nur, wenn „dies aus dringenden Gründen erforderlich ist“. Ansonsten gilt unter anderem: keine Film-, Foto- und Tonaufnahmen während der Schule. Bei Arbeiten und Test werden die Geräte bei den Lehrkräften abgeliefert. Wer während des Unterrichts aus der Klasse geht, lässt sein Handy da.

Strenge Regeln gelten übrigens auch für Lehrerinnen und Lehrer sowie Mitarbeitende. „Die Benutzung zu privaten Zwecken während der Beschulung und Betreuung von SchülerInnen ist untersagt“, steht dazu in den Regeln der neuen Schulordnung. Was übrigens auch den Schulleiter selbst trifft. Der hat so eine Uhr, die auch Nachrichten empfängt …

Die neuen Regeln haben Rolf Bartels und Andreas Kowalzik zu Schulbeginn in einer Vollversammlung in der Aula erklärt. Dass es sie gibt, um Cybermobbing zu verhindern, um Schutz vor belastendem Inhalt wie Gewalt, Pornografie oder Fakenews zu geben. Dass man seine schulischen Leistungen nachweislich verbessern kann, dass es besser ist, in der Pause in echt miteinander zu reden oder sich zu bewegen.

Die Begeisterung hielt sich – nachvollziehbar – in Grenzen. Viele haben schon eine regelrechte Abhängigkeit von ihren mobilen Endgeräten erreicht, denken, sie müssen immer erreichbar sein. Allein bei den Einschränkungen belässt es die Oberschule nicht. Schusozialarbeiterin Kerstin Brüggemann leiste mit ihren Angeboten schon länger hervorragende Arbeit sagt Andreas Kowalzik. In Langwedel werde an der Prävention, an Medienkompetenz gearbeitet. Im vergangenen Jahrgang Acht wurden Medienscouts ausgebildet, die jetzt als Neuntklässler ihre Arbeit auch in Sprechstunden aufnehmen sollen.

„Aus der Elternschaft haben wir bis jetzt rundweg positive Rückmeldungen“, sagt Rolf Bartels und nutzt die Gelegenheit, für einen kreisweiten Online-Infoabend am Donnerstag, 25. September, ab 20 Uhr zu werben. „WhatsApp, Instagramm und TikTok – was geht uns das an“ heißt das Angebot für Eltern und Fachkräfte. „Den Einladungslink gab es über die Schulen.“

Nun solle niemand glauben, dass sie am Goldbach der Digitalisierung feindlich gegenüber stünden, muss Andreas Kowalzik unbedingt noch erwähnen. „Hier hat jeder ab der 7. Klasse ein iPad.“ Aber die sind speziell für die Schule eingerichtet. „Damit ist die Oberschule Langwedel im Landkreis Verden ganz weit vorne.“

Quelle: Verdener-Aller-Zeitung vom 24.09.2025 (c) J. Wenck